Erkrankungen
Wie bei anderen Rassen auch, kommen auch beim Dalmatiner rassetypische Krankheiten vor. Auf diese wird im Folgenden näher eingegangen.
Taubheit
Der Dalmatiner ist, wie noch viele weitere Hunde- und Katzenrassen von kongenitaler sensorineuraler (angeborener) Taubheit betroffen.
Dalmatiner gehören mit ihrem überwiegend weißen Fell zu den sogenannten Extremschecken. Das Fell ist aber nicht wirklich weiß, es enthält kein Pigment. Die Haare sind nur luftgefüllt und erzeugen dadurch den Eindruck von weißer Farbe.
Die angeborene Taubheit steht im Zusammenhang mit der Scheckung.
Im Innenohr befindet sich die Gehörschnecke, welche mit vielen Haarzellen ausgekleidet ist. Diese Haarzellen sind für die Aufnahme und Weiterleitung von akustischen Reizen zuständig. Wenn, bedingt durch die Extremscheckung, allerdings keine Melanozyten (Pigmentzellen) in diese Haarzellen einwandern können degenerieren diese und werden letztlich zerstört. Geräusche können somit nicht mehr verarbeitet werden, der Hund ist taub. Die Taubheit kann einseitig (unilateral) oder beidseitig (bilateral) ausgeprägt sein.
Von den in Deutschland getesteten Dalmatinern sind ca. 1,5-2% ganz taub und weitere 6-7,5% einseitig hörend. Dalmatiner, die ein- oder beidseitig blaue Augen haben sind etwa dreimal häufiger von einseitiger als auch beidseitiger Taubheit betroffen als ihre Artgenossen mit braunen Augen. Die blauen Augen entstehen, wenn die Scheckung besonders stark ausgeprägt wird, dann kann in der Iris des Auges kein braunes Pigment eingelagert werden.
In den meisten Zuchtvereinen sind einseitig hörende Dalmatiner oder Dalmatiner mit blauen Augen von der Zucht ausgeschlossen. In der Regel wird nur mit beidseitig hörenden Elterntieren gezüchtet und alle Welpen werden auf ihr Hörvermögen mittels einer AEP (akustisch evozierte Potenziale) getestet. Nicht in absolut allen Zuchtvereinen ist dies so. Lassen Sie sich deshalb vor dem Kauf bestätigen, dass der Züchter seine Zuchthunde und Welpen audiometrisch getestet hat. Im Zweifelsfall können Sie sich auch die Auswertung des Tests zeigen lassen.
Bei der AEP werden mit einem Ohrstöpsel Klickgeräusche in den Gehörgang geleitet. Ob eine Reaktion auf die Geräusche folgt wird durch die Messung von Hirnwellen überprüft. Das Ergebnis stellt sich dann in einer „Hörkurve“ dar. Ist der Hund auf einem oder beiden Ohren taub entsteht keine Kurve, es ergibt nur eine gerade Linie, da die Geräusche nicht im Gehirn ankommen. Die AEP Untersuchung wird in fast allen Fällen unter Narkose gemacht, da bei einem wachen Welpen zu viele Störfaktoren das Ergebnis verfälschen können.
Den meisten einseitig hörenden Dalmatinern merkt man im Alltag kaum an, dass sie nur mit einem Ohr hören. Doch wenn man es merkt, dann in der Regel dadurch, dass der Hund Probleme mit dem Richtungshören hat. Das räumliche Hören und somit das Orten von Geräuschen ist durch die einseitige Taubheit beeinträchtigt. Die Hunde schauen sich dann um, um die Geräuschquelle ausfindig zu machen.
Durch die Einführung der AEP Pflicht, den konsequenten Einsatz von ausschließlich beidseitig hörenden Hunden und den Ausschluss von blauäugigen Dalmatinern konnte die Taubheitsrate reduziert werden. Seitdem ist sie jedoch nicht weiter gesunken, sie hält sich konstant.
In den USA sind auch Dalmatiner mit blauen Augen zur Zucht zugelassen, dort ist die Taubheitsrate deutlich höher als hierzulande.
Hyperurikosurie/Hyperurikämie
Die Hyperurikosurie ist eine Erkrankung, bei der übermäßig viel Harnsäure mit dem Urin ausgeschieden wird. Bei der Hyperurikämie ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Bei Dalmatiner kommen beide Erkrankungen gemeinsam vor.
Hyperurikosurie (HUU) ist eine Krankheit, die durch einen Defekt im Purinstoffwechsel entsteht. Hunde erkranken nur dann, wenn sie von beiden Elternteilen das defekte Allel erhalten, denn die HUU wird rezessiv vererbt. Bei nahezu allen Dalmatiner liegt dieses Allel in homozygoter (doppelter) Ausführung vor.
Purine sind Bestandteile von Proteinen. Doch nicht jede Proteinquelle enthält gleich viel Purin, die Werte schwanken erheblich. Welche Lebensmittel wie viel Purin enthalten kann in speziellen Tabellen nachgeschaut werden.
Purine werden zu Harnsäure abgebaut und diese wird normalerweise in einem weiteren Schritt durch das Enzym Uricase in den Leberzellen zu Allantoin abgebaut. Bei der Hyperurikosurie ist der Transport der Harnsäure in die Leber gestört, weshalb nur ein geringer Teil weiter abgebaut wird, der Rest gelangt so in den Urin. Die Problematik des gestörten Abbaus besteht darin, dass Harnsäure im Gegensatz zu Allantoin kaum wasserlöslich ist. Sie kann sich dadurch in der Blase absetzen und Kristalle bilden, welche sich wiederum im Laufe der Zeit zu Steinen zusammenlagern können. Ist erst einmal ein Stein entstanden muss dieser in der Regel operativ entfernt werden, da er sonst die Harnröhre verstopfen kann.
Um einer Kristall- und/oder Steinbildung entgegenzuwirken sollte darauf geachtet werden, dass der Dalmatiner nicht zu proteinreich ernährt wird. Auch regelmäßige Harnuntersuchungen sind von Vorteil um eine mögliche Tendenz zu Kristallen frühzeitig zu erkennen und beispielsweise die Ernährung anpassen zu können.
Zwar tragen praktisch alle Dalmatiner das Gen für HUU homozygot, an Blasen- oder Nierensteinen erkrankt jedoch nur ein geringer Teil der Hunde.
Anfang der 1970er Jahre wurde eine Einkreuzung in die Rasse des Dalmatiners vorgenommen. Ein Pointerrüde wurde mit einer Dalmatinerhündin verpaart um die HUU zu bekämpfen. Das Projetk drohte zu scheitern, denn mehr als 30 Jahre später gab es nur noch 3 Hunde aus diesem Projekt. Doch inzwischen sind die sogenannten LUA Dalmatiner, LUA steht für Low Uric Acid = niedriger Harnsäuregehalt, schon wieder ein wenig verbreiteter und das Projekt wird mit zunehmendem Interesse fortgeführt. Die LUA Dalmatiner sind ein großer Schritt für die Zucht gesünderer Hunde.
Allergien
Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf Dinge aus der Umwelt. Stoffe auf die das Immunsystem derart reagiert werden Allergene genannt. Dies können zum Beispiel Pollen, Gräser, Lebensmittel oder auch Bestandteile von Medikamenten sein.
Eine Allergie kann unterschiedliche Symptome in unterschiedlicher Intensität hervorrufen. Häufige Symptome sind Hautausschlag und Juckreiz. Aber auch Atemprobleme, Erbrechen und Durchfälle können Symptome für eine Allergie sein. Im schlimmsten Fall kann der Körper auf ein bestimmtes Allergen (z.B. ein Bienenstich) mit einem anaphylaktischen Schock reagieren, der lebensbedrohlich sein kann und ein schnellstmögliches Handeln erfordert.
Bei praktisch allen Hunden kommen Allergien vor, in den meisten Fällen handelt es sich um Unverträglichkeiten von Futtermitteln oder Reaktionen auf Gräser und Pollen.
Auch einige Dalmatiner leiden unter Allergien, jedoch sind sie vermutlich nicht deutlich häufiger davon betroffen als andere Rassen, wie hoch der tatsächliche Prozentsatz aber liegt ist unklar. Auf der hellen Haut mit dem sehr kurzen Fell fallen Hautveränderungen jedoch sofort auf, die sich bei langhaarigen Hunden mit dunklem Fell nicht unbedingt so schnell zeigen.
Die Ursachen für eine Allergie können vielfältig sein. Sehr viel Stress, veränderte Lebensbedingungen, die Aussetzung von extrem hoher Allergenzahl oder ein unzureichend aufgebautes Immunsystem können eine Rolle spielen. Aber auch familiäre Häufungen von Allergien kommen bei Dalmatinern vor, hier spielt eine genetische Disposition eine große Rolle.
Epilepsie
Epilepsie (auch Fallsucht genannt) ist eine Erkrankung, bei der plötzlich und ohne eine vorausgegange, erkennbare Ursache Krampfanfälle auftreten. So ein Krampf wird durch anfallsartige Entladungen im Gehirn verursacht und führt zu starken Befindlichkeitsstörungen.
Es gibt die symptomatische Epilepsie, bei der sich eine Ursache nachweisen lässt wie z.B. eine Hirnschädigung durch einen Unfall, ein Infektion im Gehirn oder ein Hirntumor. Bei der idiopathischen Epilepsie lässt sich dagegen keine Ursache für die Anfälle finden.
Die idiopathische Epilepsie hat sehr häufig genetische Ursachen und wird weitervererbt. Sie tritt in nahezu allen Rassen auf, jedoch ist jede Rasse unterschiedlich stark belastet. So gibt es auch bei Dalmatinern immer wieder Epileptiker. Aus züchterischer Sicht ist die Epilepsie ein Problem, dass sich nicht so leicht lösen lässt, denn Epilepsie wird nicht ganz simpel dominant oder rezessiv vererbt, sondern polygenetisch, das heißt mehrere Gene sind für die Ausprägung verantwortlich. Hunde können Träger und Vererber von Epilepsie sein ohne selbst zu erkranken, das erschwert einen sinnvolle Zuchtauslese. Zudem gibt es bisher keinen Test, mit dem man Träger der Krankheit bestimmen kann.
Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass die erbliche Epilepsie oftmals erst in einem Alter von 2-5 Jahren in Erscheinung tritt. Durchaus sind aber auch frühere oder spätere Ausbrüche möglich. Im kritischen Alter haben viele Zuchthunde bereits Nachwuchs und es ist nicht machbar alle Nachkommen, die möglicherweise Epilepsie vererben könnten aus der Zucht zu nehmen.
Ein epileptischer Anfall kann sich durch eine Veränderung des Verhaltens ankündigen, der Hund kann ängstlicher, unruhig oder ganz besonders anhänglich sein. Der Anfall selbst zeigt sich meist durch immer wackeliger und unkoordinierter werdendes Verhalten des Hundes bis er schließlich umkippt. Meist sind alle Beine vom Körper gestreckt, zittern und versteifen sich. Kot und Urin können abgehen und starker Speichelfluss tritt auf. Befindet sich der Hund in einem Krampfanfall sollte der Besitzer darauf achten, dass er nicht von einem erhöhten Liegeplatz fallen oder sich anderweitig verletzen kann. Der Hund ist in diesem Zustand nicht ansprechbar. Auch nach dem Anfall, dieser kann wenige Sekunden bis mehrere Minuten dauern, kann der Hund noch sehr verwirrt und ängstlich sein und möglicherweise ziellos durch das Haus irren.
Ein beginnender Anfall kann in einen Status epilepticus übergehen, dies kann ein besonders lange andauernder Krampfanfall oder eine Serie von Anfällen, die ganz kurz hintereinander auftreten, sein. Ein Status epilepticus kann schwere Schädigungen verursachen und schlimmstenfalls zum Tod des Hundes führen.
Zeigt ein Hund epileptische Anfälle werden in der Regel eine Reihe an Tests durchgeführt um im Ausschlussverfahren eine Ursache zu ermitteln. Wird keine Ursache gefunden erhält der Hund meistens Medikamente (Antiepileptika), die die Anfälle unterdrücken oder zumindest abschwächen sollen.
Eine Behandlung mit Medikamenten ist bei einem Teil der Hunde sehr erfolgreich, sie erleiden nie wieder einen Anfall. Ein großer Teil erleidet auch mit Medikation Anfälle, jedoch nicht so häufig und in abgeschwächter Intensität. Und ein anderer Teil zeigt keine Reaktion auf die Medikamente, die Anfälle bleiben in Häufigkeit und Intensität gleich.
Hüftgelenksdysplasie
Die Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, bei der die Gelenkspfanne und der Oberschenkelkopf nicht korrekt zueinander passen. Dies kann je nach Grad der Erkrankung schwere Schmerzen und Lahmheiten verursachen.
Die HD wird in verschiedene Grade eingeteilt:
HD A | = | keine HD, Gelenkspfanne und Schenkelkopf passen korrekt zueinander |
HD B | = | Verdacht auf HD, Schenkelkopf oder Gelenkspfanne sind leicht ungleichmäßig |
HD C | = | leichte HD, Schenkelkopf und Gelenkspfanne sind ungleichmäßig, leichte arthrotische Veränderungen können auftreten |
HD D | = | mittlere HD, Schenkelkopf und Gelenkspfanne sind deutlich ungleichmäßig, arthrotische Veränderungen treten auf |
HD E | = | schwere HD, die Hüftgelenke sind stark auffällig, es kommt zu diversen athrotischen Veränderungen |
Die Hüftgelenksdysplasie ist eine Erkrankung, die sowohl genetische als auch umweltbedingte Ursachen hat. Die Erblichkeit liegt bei ca. 20-40%, andere Faktoren betreffen die Haltung und Ernährung des Hundes.
Wird ein Welpe so ernährt, dass er zu schnell wächst und viel Gewicht in kurzer Zeit zulegt, so begünstigt dies Fehlentwicklungen des Skeletts und der Gelenke. Aber auch eine übermäßige körperliche Beanspruchung des Dalmatiners im Wachstum kann sich negativ auf die Hüftgelenke auswirken.
Bisher ist die HD beim Dalmatiner noch kein großes Thema. HD B kommt durchaus öfter einmal vor und ab und an gibt es Hunde mit HD C. HD D und E dagegen sind die absolute Ausnahme. Die meisten zur Zucht eingesetzten Hunde (in den Vereinen) sind HD frei, ein geringer Teil hat HD B, mit HD C sind nur sehr wenige Hunde im Zuchteinsatz, einige Vereine lassen nur die Grade A und B zur Zucht zu, andere auch C. Leider sind HD freie Eltern keine Garantie für ebenfalls HD freien Nachwuchs, da auch ein als HD frei eingestufter Hund krankmachende Gene tragen und vererben kann.