Langhaardalmatiner

Dalmatiner in Langhaar?

Urheber: Ute Trasak

Sie sind derzeit noch ein sehr seltener Anblick, vor allem in Europa: langhaarige Dalmatiner!
Zwar ist die Rasse allgemein als Kurzhaarhund bekannt, jedoch ist auch Langhaar Bestandteil der Population.
Bei vielen Züchtern ist Langhaar eher verpönt und nicht gern gesehen, da es laut Standard unerwünscht ist und in der FCI Zucht ausschließlich kurzhaarige Hunde zugelassen werden.

Aufgrund der (noch) geringen Bekanntheit stellen sich verständlicherweise viele Menschen die Frage ob es sich um einen reinrassigen Dalmatiner handelt oder ob eine andere Rasse eingekreuzt wurde um diese Optik zu erreichen.

Die Beteiligung einer anderen Rasse ist zwar nicht ausgeschlossen, müsste dann jedoch 100 Jahre oder länger zurückliegen. Aktuell gibt es zwar häufig Behauptungen, die eine Einkreuzung bejahen, jedoch scheint dies mehr die persönliche Ansicht der Personen zu sein, da bisher keine Quellen oder Belege vorliegen, die diese These stützen. In den USA haben mehrere Besitzer bei ihrem langhaarigen Dalmatiner per Gentest eine Rasseanalyse durchführen lassen und ausnahmslos allen Hunden wurde die Reinrassigkeit bestätigt. Dies lässt zumindest eine erst kürzliche Einbringung (in den letzten Jahren/Jahrzehnten) eher unwahrscheinlich erscheinen.

Urheber: Madlen Wischniowski

Dennoch wird die Diskussion, ob langhaarige Dalmatiner reinrassig oder Mischlinge sind, sicher noch einige Zeit bestehen bleiben.
Auch innerhalb der großen, bekannten Vereine können rein theoretisch langhaarige Welpen fallen, denn inzwischen gibt es auch in VDH/FCI Zuchten mehrere Langhaarträger im Zuchteinsatz. Im Normalfall wird aber eine Verpaarung, bei welcher dies passieren könnte, vermieden.
Kurioserweise werden langhaarige Vertreter oft als Mischlinge abgetan, gerne mit der Aussage „Es gibt keine langhaarigen Dalmatiner, das sind Mixe“ (aufgrunddessen, dass der Standard ja nur Kurzhaar vorsieht), nicht jedoch ihre kurzhaarigen Geschwister oder Langhaarträger. Dies entbehrt jeglicher Logik und fundierten genetischen Fakten.
Gerne wird auf den Standard verwiesen und in diesem Fall ist dieser sogar die beste Quelle, dass langhaarige Dalmatiner selbstverständlich existieren und auch reinrassig sind. Unter dem Abschnitt „Disqualifizierende Fehler“ ist unter anderem auch Langhaarigkeit aufgeführt. Warum sollte dort etwas ausgeschlossen werden, dass es angeblich gar nicht gibt? Es ist anzunehmen, dass diejenigen, die mit dem Standard gegen Langhaar argumentieren, diesen gar nicht gelesen haben.

Beschrieben wird die langhaarige Variante (mit einem Beispielbild) auch im „The Official Book Of The Dalmatian“, welches 1998 erschienen ist, auf Seite 172. Dort heißt es: „Another inherited trait which affects the Dalmatian is coat length. While we think of the Dalmatian as a short-haired breed, that is not always the case. There are long-coated Dalmatians in several American bloodlines.“

Urheber: Madlen Wischniowski

Im Buch „Disclosing The Past“ von Mary Leaky (erschienen 1984) wird auf Seite 86 ihre Dalmatinerhündin Sally erwähnt: „To keep her company we acquired Sally, a Dalmatian with long silky hair and an elegantly feathered tail.“
Sally war eine weiß/schwarze, langhaarige Dalmatinerhündin aus englischen Zuchtlinien, die mit den Leakys in Kenia gelebt hat. Die Tüpfelung ist genauso klar und deutlich wie bei unseren heutigen Langhaardalmatinern.
Sally wurde in der Zucht eingesetzt und hatte ausschließlich kurzhaarige Welpen bis auf einen Nachfahren, welcher ebenfalls langhaarig war.
Mary Leaky schreibt auf Seite 87: „Sally had one descendant long haired like herself, but all our attempts to re-establish the strain were unsuccessful.“
Familie Leaky wollte die Langhaarvariante wieder etablieren, war aus ihrer Sicht jedoch nicht erfolgreich, vermutlich weil es nur den einen langhaarigen Nachkommen gab und sie sich mehr erhofft hatten. Aber womöglich ist es dennoch ihren Bemühungen zu verdanken, dass es auch heute noch langhaarige Dalmatiner gibt, denn natürlich vererben auch die Träger das Gen weiter.

Im Buch „Dalmatians in Canada“ (erschienen 1982) gibt es auf Seite 22 ein Foto von Sally mit Angaben zu ihrer Abstammung und ihrem Geburtsdatum (14.11.1943).
In dem Paper „Adventurous Paleontologists – Is it reasonable for scientific women to dress up as men?“ sagt Mary Leaky: One day in 1959 it came about that on the morning of 17 July I went out myself, with the two Dalmatians, Sally and Victoria, to see what I could find of interest.“
Dies verrät, dass Sally sogar ein sehr langlebiger Dalmatiner war, welcher mindestens 16 Jahre alt wurde.

Es existiert ebenfalls ein Foto eines anderen langhaarigen Junghundes vom Fotostudio „Francis J. Sullivan Studio“. Das Foto wurde 1956 in Derry, New Hampshire (USA) aufgenommen.
(Aus Gründen des Urheberrechts können wir die Fotos hier nicht zeigen, werden aber versuchen eine Erlaubnis zu bekommen.)

Urheber: Ute Trasak

Die Langhaarvariante wird oft, negativ belastet, als amerikanische „Erfindung“ abgewunken. Wie man sieht trifft dies jedoch eher nicht zu. Wo das Langhaargen tatsächlich seinen Ursprung nimmt lässt sich wohl nicht mehr so ohne weiteres zurückverfolgen, möglich ist jedoch, dass bereits damals mehrere verschieden Linien mit Langhaar existierten und eben nicht nur in Amerika! Sallys Beispiel zeigt auch, dass langhaarige Dalmatiner keine „neumodische Erscheinung“ oder Kreation sind, sie sind schon lange ein Bestandteil der Rasse, deutlich länger als es die heutigen LUA Dalmatiner sind.

Ich habe bereits mehrere Züchter voller Überzeugung sagen hören, dass das Langhaargen in europäischen Linien nicht vorkommt. Da stellt sich jedoch die Frage, woher wollen sie das wissen? Um darüber eine wirklich belastbare Aussage treffen zu können müsste erst einmal ein sehr großer Teil der gesamten Population getestet werden und was beispielsweise vor 50 Jahren war, weiß man dennoch nicht. Das Gen kann sehr wohl existiert haben, aber z.B. in der Zucht verloren gegangen sein. Man sieht auch optisch einem Träger längst nicht immer an, dass er einer ist, nur ein Gentest kann wirklich Aufschluss darüber geben.
Und auch, dass es potenziell in Europa bereits früher Langhaarwelpen gab ist nicht auszuschließen, die meisten Züchter hätten dies ganz bestimmt nicht an die große Glocke gehangen. Nur, weil man etwas noch nie gesehen oder davon gehört hat, heißt nicht, dass es nicht existiert (oder existiert hat).

Übrigens: Auch in anderen Rassen, die eigentlich kurzhaarig sind, kommt das Langhaargen vor. Dazu zählen z.B. Rassen wie Labrador, Rottweiler, Akita, Boxer, Dobermann, Bullterrier und Corgi.

 

Genetik

Urheber: Madlen Wischniowski

Langhaarigkeit wird rezessiv vererbt, dass bedeutet, dass beide Eltern mindestens genetisch die Anlage tragen müssen, damit langhaarige Welpen entstehen können.
Aufgrund des rezessiven Erbgangs kann das Langhaargen auch lange in der Rasse bestehen ohne dass langhaarige Welpen fallen, sofern keine zwei Träger aufeinandertreffen.

Sofern ein langhaariges Elternteil am Wurf beteiligt ist wird häufig angenommen, dass auch langhaarige Welpen im Wurf erwartet werden. Die Enttäuschung und das Unverständnis sind oft groß, wenn man erklärt, dass und warum (ja nach Verpaarung) trotzdem ausschließlich kurzhaarige Welpen geboren werden. Die nachfolgende Aufstellung erklärt die gentischen Zusammenhänge.

Da Kurzhaarigkeit ein dominantes Merkmal ist können kurzhaarige Dalmatiner sowohl reinerbig als auch mischerbig kurzhaarig sein. Reinerbig kurzhaarige Hunde vererben ausschließlich Kurzhaar und können keinen langhaarigen Nachwuchs bekommen.
Mischerbige Hunde sind optisch (phänotypisch) kurzhaarig, tragen aber genetisch (genotypisch) auch Langhaar. Sie können, je nach Anlage des Partners, sowohl kurzhaarige-, als auch langhaarige Welpen bekommen.

Welpen im Alter von 21 Tagen, oben: reinerbig Kurzhaar, unten: Langhaarträger. Beim Langhaarträger sind die Punkte noch nicht so dunkel und klar.

Ein langhaariger Dalmatiner vererbt an jeden seiner Nachkommen das Langhaargen. Je nachdem welche Anlagen der Partner hat können ausschließlich kurzhaarige, kurz- und langhaarige oder ausschließlich langhaarige Welpen geboren werden. Nachfolgend sind alle Kombinationen dargestellt, „L“ bezeichnet das dominate Kurzhaargen und „l“ das rezessive Langhaargen.

1) Beide Eltern sind reinerbig kurzhaarig (L/L) – es fallen ausschließlich reinerbig kurzhaarige Welpen.

2) Ein Elternteil ist reinerbig kurzhaarig (L/L), das andere Langhaarträger (L/l) – es fallen ausschließlich kurzhaarige Welpen, ca. 50% sind reinerbig kurzhaarig (L/L) und 50% sind Langhaarträger (L/l).

3) Ein Elternteil ist reinerbig kurzhaarig (L/L), das andere ist langhaarig (l/l) – es fallen ausschließlich kurzhaarige Welpen, die jedoch alle Langhaarträger (L/l) sind.

4) Beide Elternteile sind Langhaarträger (L/l) – Es fallen statistisch 25% reinerbig kurzhaarige Welpen (L/L), 50% Langhaarträger (L/l) und 25% langhaarige (l/l) Welpen

5) Ein Elternteil ist Langhaarträger (L/l), das andere ist langhaarig (l/l) – Es fallen statistisch 50% Langhaarträger (L/l) und 50% langhaarige (l/l) Welpen

6) Beide Elternteile sind langhaarig (l/l) – Es fallen ausschließlich langhaarige Welpen (l/l)

Soweit zur Statistik und den Wahrscheinlichkeiten. Dann kommt noch der Zufall ins Spiel und dieser kann durchaus alles in die eine oder andere Richtung verschieben. Auch wenn die Kombination aus Langhaar x Langhaarträger theoretisch 50% langhaarige Welpen ergibt, so kann die Anzahl auch höher oder niedriger sein. Im Extremfall können sogar alle Welpen langhaarig oder eben auch kurzhaarig sein. Gleiches gilt die Verpaarung von 2 Trägern.

Urheber: Desiree Meier

Jeder Farbschlag (weiß/schwarz, weiß/braun, weiß/lemon, weiß/orange, weiß/brindle, tricolor) ist auch in Langhaar möglich.
Der größte Teil der Langhaardalmatiner ist weiß/schwarz, dies ist jedoch einfach der Häufigkeit dieser Farbe geschuldet. Farben wie Braun, Lemon oder Tricolor sind rezessiv und dadurch seltener. Im Kombination mit dem ebenfalls seltenen Langhaar dadurch noch seltener zu sehen.
Langhaarigkeit sowie die Fellfarbe(n) werden auf verschiedenen Genorten und damit unabhängig voneinander vererbt. Dadurch ist jede Kombination von Farbe und Haarlänge möglich und macht den Dalmatiner, außerhalb des sehr einschränkenden Standards, zu einer vielfältigen Rasse.

 

 

Das Fell

Urheber: Madlen Wischniowski

Die zwei häufigsten Fragen in Bezug auf das langhaarige Fell sind:
1) Wie fühlt es sich an?
2) Haaren Langhaardalmatiner genauso wie die Kurzhaarigen?

1) Das Fell ist weich und angenehm anzufassen, es ist nicht borstig oder drahtig, der Begriff „seidig flauschig“ trifft wohl am ehesten zu.

2) Ja, absolut! Auch die Langhaarvariante verliert konstant Fell, im Fellwechsel besonders viel, dazwischen individuell wenig bis mäßig. Durch die langen, leichten Haare bilden diese auf dem Boden gern Wollmäuse oder fliegen in die entlegendsten Ecken und sind auch auf 2m hohen Schränken zu finden. Im Gegensatz zu den kurzen Haaren spießen sie sich nicht so sehr in Kleidung oder Möbel.

Urheber: Michelle Hoffmann

In einer Eigenschaft unterscheiden sich langhaarige Dalmatiner von Kurzhaarigen: Sie haben Unterwolle.
Während die reinerbig kurzhaarigen Vertreter nur das eher feste Deckhaar haben, haben die Langhaarigen auch eine besonders weiche und wärmende Schicht an sogenannter Unterwolle, die vom Deckhaar bedeckt wird. Im Vergleich zu anderen langhaarigen Rassen ist diese jedoch sehr moderat und nicht zu üppig. Im Frühjahrsfellwechsel kann die Unterwolle komplett ausgebürstet werden, sodass nur das Deckhaar übrig bleibt und eine bessere Belüftung gewährleistet und den Abtransport von Wärme ermöglicht.
Bei einem langhaarigen Dalmatiner ist der Unterschied von Sommer- zu Winterfell spürbar und oft auch auf Fotos sichtbar. Während sie mit der Unterwolle im Winter richtig plüschig wirken, so kann das Fell im Sommer „kürzer“ und der ganze Hund schmaler erscheinen. Das Winterfell fühlt sich weicher an als das Sommerfell.

1 Monat alt, Urheber: Desiree Meier

Die Felllänge ist nicht einheitlich festgelegt und kann relativ stark variieren. Allerdings bewegt sich die Länge dennoch im halblangen Bereich. Der Hund ist optisch als Langhaar erkennbar, in der Regel „hängt“ das Fell jedoch nicht.
Im Kopfbereich ist das Fell kurz und verursacht keine Einschränkungen z.B. beim Sehen oder Fressen. Die Ohren sind weich bis fusselig. An den Gliedmaßen ist eine mehr oder weniger ausgeprägte Befederung sichtbar und auch die Pfoten sind „gepolstert“.
Am auffälligsten ist die Rute, denn hier ist das Fell am längsten. Aber auch diese Länge und Optik variiert sehr.
Am Hals und zwischen den Schultern ist das Fell länger als am restlichen Körper.
Das Fell kann glatt, leicht oder stärker gewellt sein. Die Tupfen können gut abgegrenzt sein (wie im Beispiel ganz oben) oder aber verzerrt/langgezogen aussehen. Es gibt durchaus auch einige Exemplare, die optisch schwer als Dalmatiner zu erkennen sind, weil die Fellstruktur und die Tüpfelung sehr ungünstig zusammen spielen.

Urheber: Ute Trasak

Bei neugeborenen Welpen lässt sich nicht direkt feststellen, ob sie kurz- oder langhaarig werden, erst einmal sehen sie alle gleich aus. Ca. 10-14 Tage nach der Geburt zeigen sich dann langsam Unterschiede, die mit zunehmendem Alter deutlicher werden.
Das Fell braucht lange um sich vollständig zu entwickeln und durchläuft verschiedene Phasen. Während ein junger Welpe noch sehr fluffig aussieht, wirkt ein Junghund eher kurz im Fell. Voll ausgebildet ist die Haarpracht in der Regel erst mit 1,5-2 Jahren, kann sich aber auch danach durchaus noch einmal etwas verändern.

Der Vorteil des längeren Fells und der Unterwolle ist die geringere Kälteempfindlichkeit. Langhaarige Dalmatiner frieren nicht so leicht und fühlen sich meist bei Herbst- und Winterwetter am wohlsten. Dies kann im Sommer allerdings nachteilig sein, denn die Wärme macht ihnen oft mehr zu schaffen als den Kurzhaarigen.
Dafür bleiben sie im Sommer länger nass (wenn sie z.B. baden gehen) und haben damit länger ein wenig Kühlung. Allerdings gilt dies auch für die kaltnasse Jahreszeit, wo es eher unpraktisch ist, wenn der Hund nur langsam trocknet.

17 Wochen alt, Urheber: Madlen Wischniowski

In dem längeren Fell, insbesondere in der Rute, können sich Kletten verfangen, die behutsam gelöst werden müssen. Und Zecken können sich leider besser festhalten und schnell im Fell verschwinden, hier kann ein Flohkamm hilfreich sein um noch krabbelnde Zecken herauszukämmen.
Ansonsten ist die Fellpflege aber nicht besonders aufwendig. Ein Gummistriegel für das Deckhaar und eine Bürste zum Entfernen der Unterwolle sind weitgehend ausreichend. Die meisten Verschmutzungen lösen sich von alleine und fallen ab oder können abgerieben/ausgebürstet werden. Dennoch sollte das Fell regelmäßig auf Verknotungen/Verfilzungen untersucht werden.

Urheber: Madlen Wischniowski

Langhaarträger haben oft (aber nicht zwangsläufig) anderes Fell als reinerbig kurzhaarige Hunde. Das Fell kann tatsächlich etwas länger sein (der Hund sieht aber dennoch kurzhaarig aus) und zum Beispiel zwischen den Schultern, am Rücken oder auf der Kruppe leicht wellig sein. Dies fällt vielen Leuten direkt auf. Das Fell ist meist auch dicker/dichter und weicher.

Insbesondere an der Rute kann dies deutlich werden, diese ist häufig „dicker“ und wirkt buschiger, auch beim Anfassen ist der Unterschied spürbar. Bei

Langhaarträger, Urheber: Jessica Grauer

manchen Exemplaren wirkt die Rute schon fast wie ein Staubwedel, da ist das Langhaargen nicht zu übersehen.

Im nassen Zustand wird die unterschiedliche Fellbeschaffenheit besonders deutlich und gut sichtbar. Während reinerbig kurzhaarige Hunde nass und trocken nahezu identisch aussehen, so sieht ein Träger in der Regel nass langhaariger aus. Es wird dazu noch ein Vergleichsbild geben.
Auch bei Welpen zeigt sich optisch in den meisten Fällen ein Unterschied. Bei den Langhaarträgern dauert es länger, bis die Tupfen richtig dunkel geworden sind. Als ganz junge Welpen (bis zum Alter von wenigen Wochen) können sie auch fusseliger oder plüschiger aussehen.

 

Zucht

15 Monate alt, Urheber: Ute Trasak

Die Bekanntheit und damit das Interesse sowie die Nachfrage an langhaarigen Dalmatinern wächst stetig. In den letzten 8-10 Jahren (Stand 08/2022) hat eine spürbare Veränderung stattgefunden. Trotz viel Gegenwind hat es die Variante immer mehr in die Öffentlichkeit geschafft und wird salonfähiger.

Somit wurde und wird auch die Zucht von und mit Langhaar und Langhaarträgern ausgeweitet, auch wenn dies vom Standard und somit auf Ausstellungen nicht anerkannt wird. Bei der Frage, ob man mit Langhaar züchten sollte scheiden sich die Geister. Die einen möchten ausschließlich Hunde nach Standard und sind daher dagegen, andere möchten alle Varianten erhalten und sind deshalb dafür, ein anderer Teil hält sich dahingehend neutral.

Urheber: Ute Trasak

Warum sollte man mit Langhaar züchten? Im Prinzip gibt es keine triftigen Gründe, die dafür sprechen, ebenso aber auch keine, die dagegen sprechen! Es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass sich die Langhaarigkeit negativ auf Gesundheit oder Wesen auswirkt, es handelt sich um ein rein optisches Merkmal. Im Gegenteil, unsere sechs bisher in Deutschland, Österreich und der Schweiz lebenden Langhaardalmatiner haben ein besonders sanftes, umgängliches und leichtführiges Wesen.
Insofern ist die Aufnahme von Langhaar einfach nur eine (bestehende) Erweiterung im Erscheinungsbild.

Mit zunehmender Nachfrage gibt es inzwischen auch immer mehr Züchter, die gezielt Langhaar und -träger in die Zucht nehmen. Dadurch steigt die Population der Langhaardalmatiner zahlenmäßig stetig an. Dies ist einerseits erfreulich und macht die Variante sozusagen „normaler“. Andererseits beobachte ich auch einen Trend, der kritisch zu betrachten ist. Aufgrund der hohen Nachfrage werden leider viele Würfe gezüchtet, die scheinbar einzig das Ziel haben möglichst viel Langhaar hervorzubringen. Viele Wurfwiederholungen und auch Inzucht können hier beobachtet werden. Ein großer Teil der Züchter führt zudem auch keine oder kaum Gesundheitsuntersuchungen durch wie Röntgen auf HD, ED, OCD, Gentests oder einen Herzultraschall. Langhaar um jeden Preis? Bitte nicht!

Urheber: Madlen Wischniowski

Da es sich bei Langhaarigkeit, wie oben beschrieben, um ein rezessives Merkmal handelt, welches zudem (noch) selten in der Rasse vorkommt, ist es für eine langfristige Erhaltung essentiell, dass in erster Linie eine große Anzahl an neuen Trägern (kurzhaarige Hunde, die das Gen tragen) gezüchtet wird. Dadurch lässt sich das Gen in verschiedenen Linien einbringen, verbreiten und somit die Basis erweitern. Ansonsten befindet sich der Langhaar früher oder später in einer Inzuchtspirale, was weder förderlich nocht wünschenswert ist.
Wir freuen uns daher, wenn Besitzer sich auch für Träger interessieren und diese ggf. bei Eignung der Weiterzucht zur Verfügung stellen. Nur durch viel Mithilfe lässt dieses Ziel erreichen.

Die Erhaltung von Langhaar beim Dalmatiner ist ein Prozess, der viel Zeit braucht und nicht innerhalb weniger Jahre abgeschlossen ist.
Man sollte stets auch bedenken, dass andere Dinge wie Gesundheit und Wesen einen deutlich höheren Stellenwert haben sollten als das Aussehen. Es gibt stets viele Kriterien gemeinsam zu betrachten, niemals nur eines.

Viele Menschen wünschen sich inzwischen einen langhaarigen Dalmatiner, jedoch sind wir in Deutschland (oder Europa allgemein) noch lange nicht so weit, dass sich auch jeder diesen Wunsch erfüllen kann. In den nächsten Jahren werden langhaarige Welpen hier noch zahlenmäßig eine Seltenheit bleiben. Wer also unbedingt einen Langhaar möchte, muss unter Umständen viel Geduld und Wartezeit mitbringen oder einen Import aus dem Ausland (z.B. USA) in Erwägung ziehen.
Warum soll es unbedingt ein langhaariger Dalmatiner sein? Kommt eventuell dennoch ein Kurzhaar in Frage? Falls nein, warum nicht?